Aurubis: Wartungsstillstand in Hamburg beendet – NRL-Projekte auf dem Vormarsch

Nach erfolgreichen Wartungsarbeiten gibt es bei Aurubis Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die neuen Anodenöfen sind H2-ready. Außerdem kann nun bald weitere industrielle Abwärme in das Fernwärmenetz eingespeist werden.

Während des Stillstandes hat Aurubis unter anderem seine Anodenöfen ausgetauscht. Die neuen Öfen sind "H2-ready", können somit auch mit Wasserstoff statt Erdgas als Reduktionsmittel betrieben werden. Foto: Aurubis.

Autor: Christian Schneider, CC4E/HAW Hamburg, wissenschaftliche Hilfskraft NRL-Kommunikation

Hamburg. Neun Wochen Stillstand im Aurubis-Werk Hamburg sind seit der vergangenen Woche beendet: Das sind freudige Nachrichten für zwei Vorhaben des Norddeutschen Reallabors (NRL). Zum einen wurden in den vergangenen Wochen neue Anodenöfen, die Wasserstoff-ready sind, im Werk eingebaut. Zum anderen wurden die technischen Voraussetzungen für die Abgabe weiterer industrieller Abwärme an das Hamburger Fernwärmenetz geschaffen. 

Insgesamt 250 Millionen Euro hat Aurubis im Laufe des Wartungsstillstandes investiert. 2.000 Personen waren im Einsatz, darunter etwa 1.500 von Partnerunternehmen, Lieferanten und Dienstleistern. Damit war dies der größte Stillstand in der Geschichte von Aurubis Hamburg. Zu den Wartungsarbeiten zählten unter anderem die technische Prüfung des Abhitzekessels, Erneuerungsarbeiten im Schwebeschmelzofen und der Einbau von Wärmetauschern in der Kontaktanlage – wichtige Investitionen in die Effizienz und den Umweltschutz des Hamburger Werks.

„H2-ready“-Anodenöfen: Wasserstoff statt Erdgas

Zusätzlich zu den zahlreichen Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten hat das Unternehmen während des Stillstands seine Anodenöfen, eine zentrale Technologie in der Kupferraffination, gegen neue, innovative Öfen getauscht, die „H2-ready“ sind. Sie können also statt Erdgas auch Wasserstoff als Energieträger einsetzen. Somit fällt statt Kohlendioxid lediglich Wasserdampf als Nebenprodukt an. Ein wichtiger Schritt in der Dekarbonisierung der Metallproduktion und auf Aurubis‘ Weg, deutlich vor 2050 klimaneutral zu produzieren. Mit der 40 Millionen Euro Investition kann das Unternehmen bei vollständigem Einsatz von Wasserstoff als Reduktionsmittel am Standort Hamburg gut 5.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen und damit den CO2-Fußabdruck des Kupfers, der bereits heute deutlich unter dem Branchendurchschnitt liegt, weiter senken.  

Das Projekt ist dem NRL-Teilvorhaben „H2 in der Kupferherstellung“ (TV 9.1) zuzuordnen. Im Rahmen des Teilvorhabens wird der Projektfortschritt vom Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E) der HAW Hamburg wissenschaftlich begleitet. Die Wissenschaftler Prof. Dr.-Ing. Sebastian Timmerberg und Carsten Schütte beleuchten die gesamte Wertschöpfungskette von Wasserstoff und Derivate wie Ammoniak. In der Vergangenheit führten sie techno-ökonomische Bewertungen und Szenarioanalysen durch, blickten dabei sowohl auf die on-site Produktion von Wasserstoff sowie auch auf den Import. Aktuell entwickeln die beiden einen Lösungsansatz eines regulatorischen Instruments, welches eine wirtschaftliche Wasserstofferzeugung ermöglichen soll. Dazu wird eine angebotsorientierte Stromnachfrage angereizt, indem das Strompreissignal künstlich modifiziert wird. 

Deutschlands größtes industrielles Abwärmeprojekt kann bald starten

Während des Stillstands hat Aurubis außerdem mit einer Investition von rund 100 Millionen  Euro die technischen Voraussetzungen geschaffen, um weitere CO2-freie Industriewärme in das Hamburger Fernwärmenetz abzugeben. Dieses Vorhaben zur Einsparung von rund 100.000 Tonnen CO2 ist mit dem NRL assoziiert. In Kombination mit dem ersten Abschnitt, über den Aurubis bereits seit 2018 Wärme ableitet, sollen so künftig bis zu 28.000 Haushalte in Hamburg mit Abwärme vom Multimetall-Unternehmen versorgt werden. Die angestrebte Wärmelieferung ist das größte Projekt in Deutschland zur Nutzung industrieller Wärme.  

Bereits im Mai hatten die Hamburger Energiewerke ihrerseits einen Meilenstein auf dem Weg zur Fertigstellung dieses Projekts erreicht. Mit einem Schwerlastkran wurde ein 72 Tonnen schweres Dach auf den für die Abwärme benötigten Druckwärmespeicher gehoben. Die Versorgung soll ab der Heizperiode 2024/25 starten.

Video zum Wartungsstillstand: Aurubis über LinkedIn

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