Fernwärme aus Abfällen

Wichtiger Meilenstein für das Norddeutsche Reallabor: Seit Mitte April 2024 liefert ein bundesweit einmaliges Wärmeprojekt in der Müllverwertungsanlage Borsigstraße (MVB) klimafreundliche Fernwärme für Hamburg aus Abfällen der Stadt.

Autorin: Sandra Meyer-Ghosh, CC4E/HAW Hamburg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit NRL

Hamburg. Am 15. April gab Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan zusammen mit Prof. Dr. Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg (SRH), und Michael Prinz, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke GmbH (HEnW), den Startschuss zur vollständigen Inbetriebnahme eines bundesweit einmaligen Wärmeprojekts in der Müllverwertungsanlage Borsigstraße (MVB). Das im NRL assoziierte Vorhaben ist ein Leuchtturmprojekt für den Weg der Stadt zur Klimaneutralität.

Zusätzliche 350.000 MWh für das Hamburger Fernwärmenetz

Die Müllverwertungsanlage Borsigstraße in Hamburg-Billbrook gibt es bereits seit 1994. Die Anlage dient der thermischen Verwertung von Hausmüll und hausmüllähnlichen Abfällen. Jährlich wurden hier bisher rund 785.000 MWh Fernwärme erzeugt – nun kann mithilfe dreier dampfbetriebener Absorptionswärmepumpen dieser Ertrag deutlich gesteigert werden:

„Durch das gezielte Abkühlen von Rauchgasen sowie einer neuen Turbine stellen wir dem Hamburger Fernwärmenetz zusätzliche 350.000 MWh pro Jahr zur Verfügung. In diesem Projekt liefern wir mit dem Biomassekessel und den beiden Müllverbrennungslinien als erster sogenannter Dritteinspeiser direkt Wärme in Form von Heißwasser in das Wärmenetz“, erläutert SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau. Dadurch werde die autarke, sichere und stabile Versorgung mit klimafreundlicher Wärme weiter ausgebaut.

Das Gebäude im Vordergrund wurde neu gebaut. In ihm befindet sich die neue Absorptionswärmepumpe der Müllverwertungsanlage Borsigstraße (MVB). Foto Stadtreinigung Hamburg/Thorge Huter.
Das Gebäude im Vordergrund wurde neu gebaut. In ihm befindet sich die neue Absorptionswärmepumpe der Müllverwertungsanlage Borsigstraße (MVB). Foto Stadtreinigung Hamburg/Thorge Huter.

Michael Prinz, Geschäftsführer HEnW ergänzt: „Dank der MVB können wir den Einsatz von fossilen Energieträgern unmittelbar reduzieren und unseren Kundinnen und Kunden im Stadtnetz schon heute mit einem erhöhten Anteil an klimaneutraler Wärme versorgen.“ Damit zahle die MVB direkt auf die Transformation des Heizkraftwerks Tiefstack ein.

Mit dem Projekt beweist Hamburg seine Vorreiterrolle im Bereich der Energiewende, betont Umweltsenator Jens Kerstan: „Diese neue, zukunftsweisende Anlage der SRH ist ein Paradebeispiel für die Dekarbonisierung der Fernwärme und für die Zusammenarbeit unserer öffentlichen Unternehmen. Die HEnW wird diese Abfallwärme direkt in das Fernwärmenetz einspeisen und damit rund 35.000 Hamburger Haushalte zusätzlich versorgen. Jährlich werden dadurch 104.000 Tonnen CO2 eingespart“.

Für das NRL, das durch seine Referenzanlagen insgesamt bis zu 350.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen will, ist damit ein wichtiger Meilenstein erreicht. Ab der Heizperiode 2024/2025 sollen im Rahmen des Norddeutschen Reallabors 20.000 weitere Haushalte mit CO2-freier Industrieabwärme aus einem Nebenprozess der Kupferproduktion von Aurubis versorgt werden.

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